Was ist Darmkrebs?

Im Folgenden möchten wir Ihnen medizinisches Hintergrundwissen zum Thema Darmkrebs geben. Wir informieren Sie darüber, was Krebs im Allgemeinen ist, wie der Darm aufgebaut ist, wie und wo Darmkrebs entsteht und welche Entwicklungsstufen sowie Heilungschancen es gibt. Zudem geben wir einen Überlick über die Symptome einer Darmkrebserkrankung und die Risikofaktoren

Was ist Krebs?

Krebs entsteht durch unkontrolliertes Wachstum von Zellen. Diese Krebszellen sind bösartig oder „maligne" wie der Mediziner sagt, denn sie haben sich der gesunden Körperkontrolle entzogen und können sich ungebremst vermehren. Es kommt zur Bildung größerer Raumforderungen, die über die Organgrenzen hinaus das Nachbargewebe verdrängen oder in es hineindringen können (Infiltration). Einzelne Krebszellen sind in der Lage, sich aus dem „Mutterverband" zu lösen und über die Blutgefäße oder die Lymphbahnen an andere Stellen des Körpers zu gelangen. In diesen wachsen sie weiter und bilden so neue Tochtergeschwülste (Metastasen).

Wie ist der Darm aufgebaut?

Der Darm besteht aus zwei wesentlichen Teilen: dem Dünndarm und dem Dickdarm. Er beginnt mit dem Dünndarm, welcher an den Magen angeschlossen ist. Nachdem der Magen die Vorverdauung beendet hat, übernimmt der Dünndarm die weitere Verdauung. Er kann bis zu drei Meter lang sein und liegt in vielen Schlingen mehr oder weniger frei im Bauchraum.

Alle weiteren unverdauten Nahrungsbestandteile gelangen in den Dickdarm. Dieser besteht aus drei Teilen: dem Blinddarm (Zökum), dem Grimmdarm (Kolon) und dem Enddarm (Rektum). Der Dickdarm ist mit ungefähr anderthalb Metern wesentlich kürzer als der Dünndarm und verläuft wie ein umgekehrtes „U" durch den Bauch.

Die Nahrungsreste bewegen sich am Blinddarm vorbei in den aufsteigenden Teil des Grimmdarms (Kolon Aszendenz) hinein, von dort über den Querteil (Kolon Transversum) in den absteigenden Teil (Kolon Deszendenz). Auf dieser Strecke wurde der unverdauten Nahrung die Flüssigkeit entzogen und sie somit eingedickt. Über eine kleine Beugung (das Sigma) gelangt der Stuhl nun in den Enddarm (das Rektum), in dem er bis zur nächsten Entleerung gesammelt wird. Der Enddarm ist bis zu 20 Zentimeter lang und endet im Anus, der mit seinen Schließmuskeln dafür sorgt, dass der Darm nach außen abgeschlossen ist.

Um seiner Funktion optimal nachzukommen, besteht der Darm aus mehreren Gewebeschichten. Die innerste Schicht bildet die so genannte Schleimhaut mit ihren schleimproduzierenden Drüsen. Darauf folgt die kräftige Schicht der Muskelfasern, die für die wellenartige Fortbewegung der Nahrungsreste sorgt. Für Festigkeit und Stabilität sorgt die äußere aus Bindegewebe bestehende Schicht.

Viele kleine Blutgefäße sorgen dafür, dass jeder Teil des Darms mit Sauerstoff versorgt wird und die gewonnenen Nahrungsbestandteile im Körper zu ihrem Ziel transportiert werden. Die Lymphgefäße und die Lymphknoten sind zum Teil für den Rücktransport von Flüssigkeit und Eiweißen zuständig. Sie fungieren jedoch auch als Organe des Immunsystems wie ein Filter. Sie verhindern, dass Keime aus dem Stuhl in den Körper gelangen.

Wo entsteht Darmkrebs?

In Deutschland erkranken jährlich circa 73 000 Menschen an Darmkrebs. Er kommt bei Männern etwas häufiger vor als bei Frauen, ist aber für beide Geschlechter die zweithäufigste Krebserkrankung und nach wie vor die zweithäufigste krebsbedingte Todesursache. Darmkrebs tritt meist ab dem 50. Lebensjahr auf, das durchschnittliche Erkrankungsalter liegt für Frauen höher als für Männer.

Unter Darmkrebs werden in erster Linie die Krebserkrankungen des Grimmdarms (Kolon) und des Enddarms (Rektum) zusammengefasst. Man bezeichnet sie auch als „Kolorektale“ Karzinome. Er kann sich in allen Abschnitten des Darmes entwickeln. Die statistische Häufigkeit zeigt jedoch, dass die meisten kolorektalen Karzinome in den letzten 30 bis 40 Zentimetern entstehen. Dagegen ist der Krebs im Dünndarm selten, ebenso wie die Krebserkrankung der Afterregion (Analkarzinom). Beide Krebsarten unterscheiden sich zudem in ihrer Entstehung und Behandlung vom Dickdarmkrebs.

Wie entsteht Darmkrebs?

Der Krebs entsteht meist in der Schleimhaut des Darmes, in den Drüsenzellen. In der Regel bilden sich zunächst gutartige Polypen, pilzähnliche Geschwülste, die in den Darm hineinragen. 90 Prozent der Darmkrebse entstehen in solchen Polypen. Die gutartigen Zellen des Polypen können zu bösartigen werden. Die Krebszellen wachsen unkontrolliert innerhalb des Polypen, dennoch können sie hier noch durch eine endoskopische Abtragung im Rahmen einer Darmspiegelung (Koloskopie) entfernt werden. Erreichen sie jedoch die Basis des Polypen und befallen die Darmwand, so können sie nur durch Operation entfernt werden.

Aus den einzelnen Zellen entsteht ein fester, solider Tumor, der zunächst noch auf das Organ beschränkt ist. Im weiteren Verlauf überschreitet er die Darmgrenze und wächst in die Umgebung hinein. Einzelne Tumorzellen finden Anschluss an Blutgefäße oder an das Lymphsystem. Über diesen Weg kommen sie in andere Körperregionen, wo sie selbst zum Ausgang für neue Tumorbildung werden. Diese Tochtergeschwülste, die auch als Metastasen bezeichnet werden, finden sich bei Darmkrebs vorzugsweise in der Leber und in der Lunge, aber auch die Knochen oder das Gehirn können betroffen sein. Theoretisch könnte jedes Körperorgan zum Ziel der Krebszellen werden.

Welche Entwicklungsstufen (Stadien) gibt es?

Je nach Ausbreitung des Krebses legen die Ärzte so genannte Stadien (Entwicklungsstufen) fest. Diese Stadien sind weltweit dieselben, und die Einteilung erfolgt nach festgelegten Normen. In Abhängigkeit von diesen Stadien, also von der Ausbreitung des Krebses, wird die Therapie festgelegt.
Drei Kriterien spielen in der Stadieneinteilung eine Rolle:

  1. die Tiefe der Infiltration des Tumors im Organ = T
  2. die Beteiligung von Lymphknoten = N
  3. das Vorhandensein von Tochtergeschwülsten (Metastasen) = M

Unter diesen drei Gesichtspunkten entsteht die TNM-Klassifikation. Je nach Ausdehnung des Tumors in den Wandschichten des Darms, werden zu der Tumortiefe noch Zahlen hinzugefügt (1–4). Ebenso werden anhand der Anzahl und der Lage der befallenen Lymphknoten dem „L“ noch Zahlen (0–2) hinzugesetzt. Sind zusätzlich Metastasen vorhanden, dann erhält das „M“ die Zahl 1.

Zusätzliche Risikofaktoren werden außerdem in die Tumorformel mit einbezogen. So spielt die Aggressivität des Tumors eine Rolle für die Wachstumsgeschwindigkeit und das Ansprechen auf Therapien. Diese Tumorbeschaffenheit findet sich im Buchstaben „G“ für Grading wieder und wird mit den Zahlen 1–3 ansteigend in Bösartigkeit bewertet. Weitere Risikofaktoren, die auch in der Behandlung berücksichtigt werden, sind der Einbruch in Lymphgefäße („L“) oder in Blutgefäße („V“).
Die Radikalität der Operation wird mit dem Buchstaben „R“ und die Einteilung mit den Zahlen 0 für „Radikal“ bis 2 für „sichtbarer Resttumor“ im Operationsgebiet umschrieben.

Wenn alle oben beschriebenen Faktoren berücksichtigt werden, dann entsteht eine sogenannte Tumorformel. Diese Tumorformel korreliert mit einem zweiten System der Einteilung, dem der Stadien:

  • Stadium I: T1N0M0 oder T2N0M0
  • Stadium II: T3N0M0 oder T4N0M0
  • Stadium III: Jedes T-Stadium, außerdem N1M0 oder N2M0
  • Stadium IV: Jedes T-Stadium und jedes N-Stadium, außerdem M1

In den Anfangsstadien, in denen der Tumor auf sein Organ beschränkt ist, besteht eine hohe Chance der Heilung. Es zeigt sich, dass die frühen kolorektalen Karzinome im Stadium I zu 86 Prozent Heilungschancen haben. Leider fällt die Chance im Stadium II schon auf 70 Prozent und verschlechtert sich im Stadium III auf 40 Prozent. Das Stadium IV sieht mit 3 Prozent noch viel schlechter aus. In den letzten Jahren ist man aufgrund der schlechten Prognose der höheren Stadien dazu übergegangen, Patienten mit fortgeschrittenerem Karzinom zusätzlich zur Operation auch mit Chemotherapie zu behandeln. Es zeigt sich vor allem im Stadium II eine erhebliche Verbesserung der Prognose um 20 Prozent. Deshalb ist eine exakte Stadieneinteilung der Krebserkrankung notwendig.

Welche Symptome können auftreten?

Das Wachstum eines Darmkrebses geht in der Regel über einige Monate. Meist spürt man zunächst nichts davon. Mit zunehmender Größe sendet der Körper jedoch einige Warnzeichen, die auf den Tumor hinweisen können. Folgende Beschwerden können bei einem Darmtumor auftreten:

  • Blut im oder am Stuhl, das ihn rot oder schwarz färbt
  • bei Abgang von Blähungen gleichzeitige Entleerung von etwas Blut, Schleim oder Stuhl
  • veränderte Stuhlgewohnheiten, beispielsweise bleistiftdünner Stuhl; Wechsel von Verstopfung zu Durchfall und umgekehrt
  • wiederholte, krampfartige Bauchschmerzen, die länger als eine Woche anhalten
  • laute Darmgeräusche, Rumoren, starke anhaltende Blähungen
  • häufiger Stuhldrang; Entleeren von auffallend übel riechendem Stuhl
  • tastbare Verhärtungen im Bauchraum und/oder vergrößerte Lymphknoten
  • unklare Gewichtsabnahme
  • unklare Blutarmut durch Eisenmangel, Blässe
  • unklarer Leistungsknick, Schwäche, ständige Müdigkeit, Abgeschlagenheit

Was sind Ursachen und Risikofaktoren für Darmkrebs?

Bei den meisten Erkrankten findet sich auf den ersten Blick keine einzelne Ursache für ihren Darmkrebs. Allerdings können eine Reihe von Faktoren das persönliche Risiko für die Entstehung eines kolorektalen Karzinoms erhöhen. Man geht davon aus, dass bestimmte Ernährungs- und Lebensgewohnheiten dazu beitragen könnten. Dazu zählen die übermäßige Kalorienzufuhr fettreicher, ballaststoffarmer Nahrungsmittel, der Bewegungsmangel und das Übergewicht. Rauchen fördert nicht nur Lungenkrebs, sondern auch die Entstehung vieler weiterer Krebsarten, unter anderem auch die von Darmkrebs. Der regelmäßige Alkoholkonsum ist ebenfalls ein Risikofaktor. Es wird von Nahrungsergänzungsprodukten abgeraten, denn einige scheinen das Krebsrisiko ebenfalls zu erhöhen.

Menschen mit kolorektalen Karzinomen in der Familie tragen ein höheres Risiko, ebenfalls zu erkranken. Inwieweit dafür erbliche Faktoren eine Rolle spielen oder der gemeinsame überlieferte Lebensstil, lässt sich nicht immer klären. Stellt sich der Darmkrebs schon in jungen Jahren ein, so muss man mit veränderten Genen rechnen. In betroffenen Familien finden sich dann häufig über mehrere Generationen immer wieder Erkrankte. Bestimmte familiäre Erkrankungen prädisponieren für die Entstehung von Darmkrebs. Diese Menschen sollten sich regelmäßig bei Spezialisten zur Vorsorge vorstellen.

Ein erhöhtes Risiko haben Menschen,

  • die an einer chronischen Entzündung der Darmschleimhaut (Colitis ulcerosa, Morbus Crohn) leiden, vor allem wenn die Krankheit bereits länger als 10 bis 15 Jahre besteht und einen großen Teil des Dickdarms betrifft.
  • die selbst oder nahe Verwandte mit bestimmten Formen von Darmpolypen haben (familiäre adenomatöse Polyposis, genannt FAP). Die Veranlagung zur Entwicklung von Darmpolypen kann vererbt werden.
  • in deren Familie bereits Darmkrebs aufgetreten ist, insbesondere wenn die Betroffenen bei Krankheitsbeginn jünger als 50 Jahre alt waren.
  • die selbst oder deren nahe Verwandte an anderen Krebsarten, zum Beispiel Brust-, Eierstock- oder Gebärmutterkrebs, erkrankt sind.
  • die am Gardner-Syndrom erkranken.
  • die am Peutz-Jeghers-Syndrom erkranken.
  • die am HNPCC (Lynch-Syndrom) erkranken.